Viele Berufstätige werden sich mit der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt neue Beschäftigungsfelder suchen müssen. So könnte man die Kernaussage des 68seitigen IAB-Forschungsberichtes pointiert zusammenfassen.
Im Auftrag der deutschen Bundesagentur für Arbeit haben die Forscher des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) verschiedene Modellszenerien für die Entwicklung des Arbeitsmarktes untersucht. Ihren Berechnungen zufolge werden bis 2025 in Deutschland 1,5 Millionen Arbeitsplätze durch „Wirtschaft 4.0“ bzw. „Industrie 4.0“ wegfallen, also durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung in den Unternehmen.
Doch Horrorszenarien einer dadurch enorm steigenden Arbeitslosigkeit erteilen die Forscher eine Abfuhr: Sie erwarten vielmehr, dass im Gegenzug in anderen Bereichen 1,5 Millionen Stellen neu geschaffen werden. Die Zahl der Erwerbstätigen bleibt damit ungefähr gleich.
Nicht weniger Jobs, aber andere
Allerdings verändern sich die Berufsbilder und die benötigten Qualifikationen. Während im produzierenden Gewerbe viele Arbeitsplätze wegfallen, entstehen vor allem im Dienstleistungssektor neue Stellen. Das stellt Unternehmen, Politik, Bildungseinrichtungen und auch die betroffenen Angestellten selbst vor eine zentrale Herausforderung: Wer in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz haben will, muss umlernen!
Betroffen sind davon nicht in erster Linie Aushilfen, sondern qualifizierte Facharbeiter: In der automatisierten Fabrik von morgen werden kaum noch Maschinenführer benötigt, wenn Roboter die Produktion übernehmen. Im Gegenzug wird jedoch die Nachfrage nach Programmierern und IT-Fachpersonal zunehmen, das die Systeme warten und weiterentwickeln kann.
Aber ganz ohne Menschen wird es auch in der Fabrik der Zukunft nicht gehen. Daher steigt auch der Bedarf an Personal, das die Schnittstelle zwischen den autonomen Maschinen und den Humanressourcen bildet, das Personal schult und die Abläufe überwacht. Ganz ohne IT-Verständnis wird es auch hier nicht gehen, aber hier sind auch und gerade Soft Skills gefragt.
Rasche Umsetzung notwendig
Der Forschungsbericht geht auch der Frage nach, welche Auswirkungen diese Veränderungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland haben.
Hier sind vor allem zwei Thesen interessant:
Die Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt werden laut den Forschern des IAB zu einer zunehmenden Wertschöpfung beitragen, die nicht nur zu mehr volkswirtschaftlichen Gewinnen, sondern – aufgrund höherer Anforderungen an die Arbeitskräfte – auch zu höheren Lohnsummen führen. Dabei werden allerdings nicht alle Jobs gleichermaßen profitieren.
Zugleich wirkt sich der Trend zu Digitalisierung und Automatisierung positiv auf die ökonomische Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland aus. Überlegungen, den Trend beispielsweise durch politische Maßnahmen zu verlangsamen oder ihm entgegenzuwirken, halten die Forscher daher für gefährlich: Bei einer verzögerten oder gar verschleppten Umsetzung wäre der Wirtschaftsstandort Deutschland in seiner Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr.
Die Erkenntnis, die Angestellte vor allem im produzierenden Gewerbe aus der Studie mitnehmen sollten, kann daher nur lauten: Es wird nicht weniger Jobs geben, aber andere. Man kann sich auch als Fachkraft nicht mehr darauf verlassen, dass der eigene Job in 20 bis 30 Jahren noch existiert. Daher sollte man sich frühzeitig um Zusatzqualifikationen und Weiterbildung bemühen.